Flexibles Arbeiten:
Der Einfluss persönlicher Kontakte auf die Produktivität
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Starke Teams, gute Arbeitsergebnisse und Produktivität der Mitarbeiter sind wichtig für jedes Unternehmen. Die Zukunft der Arbeit orientiert sich aber auch an den Bedürfnissen der Mitarbeiter. Sie sollen motiviert werden und mehr Mitspracherecht bekommen. Doch wie denken Angestellte eigentlich über New-Work-Konzepte? Und welche Risiken sehen sie? Antworten liefern Studien sowie die englische Dozentin Dr. Rachel Lewis.
Vorteile, Chancen, Kritik Wie viel New Work gibt es schon, und was denken die Mitarbeiter über Veränderungen und was erhoffen sie sich von der Zukunft der Arbeit? Genau mit diesen Fragen hat sich 2017 die Studie „Arbeitsplatz der Zukunft“ von IDG Research Services beschäftigt.
Dafür wurden Mitarbeiter aus 1.500 Unternehmen befragt. Das Ergebnis: 79 Prozent der Befragten fanden, dass ihr Arbeitsplatz noch weit entfernt von ihren Vorstellungen für die Zukunft der Arbeit war. Für 62 Prozent der Mitarbeiter war ein wichtiger Bestandteil von New Work, dass sich die Unternehmenskultur verändert. 52 Prozent wollten flexible Arbeitszeiten. 40 Prozent wünschten sich ein Büroambiente, in dem sie sich wohlfühlen. Und obwohl es an der Umsetzung von New Work häufig noch haperte, überwogen für 55 Prozent der Mitarbeiter die Vorteile und Chancen der neuen Konzepte.
Aber es gab auch andere Stimmen: Immerhin 19 Prozent kritisierten zu wenig Mitspracherecht in puncto Zukunft der Arbeit. Die Studie von Nespresso Professional mit 1.000 befragten Büroangestellten in Deutschland zeichnet ein ähnliches Bild. Mitarbeiter scheinen durchaus offen für neue Konzepte zu sein. Gleichzeitig sollten Unternehmen sich aber auch mit eher kritisch eingestellten Angestellten befassen.
Macht flexibles Arbeiten einsam? Viele Büroangestellte wünschen sich flexible Arbeitszeiten. Gleitzeit, Teilzeitarbeit, Homeoffice oder Arbeiten von unterwegs hilft ihnen dabei, Privat- und Familienleben besser mit dem Beruf zu vereinen. Eine gute Work-Life-Balance also. Sie wirkt sich laut internationaler Studien dann auch positiv auf die Zufriedenheit und das Engagement der Mitarbeiter im Job aus. Flexibles Arbeiten birgt aber auch Risiken. Es kann zum Beispiel zu einem Gefühl von Einsamkeit führen.
Laut einer Studie von Nespresso Professional erklärten elf Prozent der Befragten, dass sie sich hin und wieder einsam fühlen, wenn sie fern von ihren Kollegen - zum Beispiel im Homeoffice - arbeiten. Außerdem ist eine durchaus kritische Einschätzung moderner Kommunikationstools, die in immer mehr Büros genutzt werden, erkennbar. So findet fast die Hälfte aller Befragten, dass sie aufgrund von Technologien wie Videokonferenzen und Kollaborationstools ihre Kollegen auf der persönlichen Ebene immer weniger gut kennt. Dr. Rachel Lewis, englische Privatdozentin für Arbeits- und Wirtschaftspsychologie, hat mögliche Erklärungen für diese Ergebnisse. Ihrer Meinung nach tauschen sich Mitarbeiter immer seltener face-to-face mit ihren Kollegen aus. Das mache es für sie schwieriger, am Arbeitsplatz soziale Beziehungen aufzubauen und zu entwickeln.
Die Dozentin erklärt außerdem, dass moderne Kommunikationstools zusätzlich zur Stolperfalle werden können. Denn sie erhöhen das Risiko von Fehlkommunikation und schaden dadurch sozialen Beziehungen. Die Folge: Manche Mitarbeiter fühlen sich sozial isoliert und einsam. Daher nehme laut Dr. Rachel Lewis die Einsamkeit an modernen Arbeitsplätzen, wo sowohl flexible Regelungen als auch Kommunikationstechnologie allgegenwärtig sind, zu.
Hot-Desking – die Zukunft der Arbeit? Ein weiteres New-Work-Modell, das von Mitarbeitern Flexibilität verlangt: Hot-Desking. Einen fest zugewiesenen Schreibtisch gibt es bei diesem Modell nicht. Stattdessen teilen sich die Angestellten die Arbeitsplätze und suchen sich jeden Tag einen Tisch, der noch frei ist. Ein Konzept, das auf geteilte Meinungen stößt: Insgesamt bewerteten in der Studie von Nespresso Professional 54 Prozent der Mitarbeiter das Modell positiv. Sieht man genauer hin, stellt man fest: 58 Prozent der über 55-Jährigen können sich mit Hot-Desking nicht anfreunden. Bei den jungen Mitarbeitern im Alter zwischen 18 und 24 Jahren sind es nur 12,5 Prozent. 59 Prozent der Mitarbeiter aller Altersgruppen vermissen außerdem die Möglichkeit, ihrem Schreibtisch eine persönliche Note zu geben. „Die Menschen sind nicht so flexibel, wie man denkt. Ich glaube, dass Menschen Gewohnheitstiere sind. Viele Leute wollen sich nicht auf Veränderungen am Arbeitsplatz einlassen“, erklärt Dr. Kerstin Sailer, promovierte Architektin und Mitbegründerin von „brainybirdz – Scientific thinking in workplace design“.
Die Rolle des Büro-Designs Für die Zukunft der Arbeit ist auch das Design des Büros wichtig. Typisch sind unterschiedlich gestaltete Räume und Bereiche für verschiedene Büroaktivitäten. Aber nehmen die Angestellten dieses Raumangebot auch an? Die Studie von Nespresso Professional hat herausgefunden, dass Angestellte nach wie vor am Schreibtisch am kreativsten sind. 40 Prozent der Befragten haben hier ihre besten Ideen.
Insgesamt haben aber 43 Prozent der Befragten ihre kreativsten Ideen auch abseits des Schreibtischs. Einigkeit herrscht bei der Rolle der Qualität des Arbeitsplatzes. So erklärten 97 Prozent der Befragten, dass ein guter Arbeitsplatz wichtig für ihre mentale Gesundheit sei. Diese Ergebnisse verdeutlichen: Als Entscheider Gedanken der Mitarbeiter über die Zukunft der Arbeit miteinzubeziehen, ist wichtig. Nur so können Veränderungen den gewünschten Erfolg erzielen.
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